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Ruth Schnell :
Installation im Regierungsviertel

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Beendet
St. Pölten (Landesakademie), 1997 – 2018

Information

Der 1992 ausgeschriebene, zweistufige Wettbewerb war Ausgangspunkt der künstlerischen Intervention in St. Pölten, in dem sieben Werke österreichischer Künstler zur Realisierung empfohlen wurden. Es sind dies die Arbeiten von Josef Danner, Bruno Gironcoli, Richard Hoeck, Hans Kupelwieser, Christoph Steffner, Thomas Stimm und Heimo Zobernig. Für die Innenraumgestaltung wurden fünf Aufträge direkt an Gunter Damisch, Franz Graf, Brigitte Kowanz, Eva Schlegel und Walter Vopava vergeben. Aus einem eigenen Wettbewerb für die Gestaltung der Kapelle (1995) ging Arnulf Rainer siegreich hervor. Zusätzlich finden sich u. a. noch Werke von Franz Xaver Ölzant, Oskar Putz und Ruth Schnell im Regierungsviertel. Die Arbeiten von Dara Birnbaum bzw. Michelangelo Pistoletto, die ebenfalls von der ersten Jury ausgewählt wurden, wurden nicht realisiert.

Projekt nicht mehr vorhanden

Der Eintritt in ein fremdes Gebäude verlangt zunächst einmal, sich zurechtzufinden. Unstet hascht der Blick nach Orientierungsmöglichkeiten und bleibt im besten Fall an einem Menschen hängen, der mit der Örtlichkeit vertraut ist, einem Portier etwa. Fehlt die Auskunftsperson, bleiben nur Zeichen zur Orientierung über. Doch was bedeutet es zum Beispiel, wenn im Eingangsbereich einer Akademie plötzlich Rotlicht leuchtet?
Meist betritt man unbekannte Gebäude in Körper- und Geisteshaltungen, die in manchem dem Schutzzauber einer rituellen Initiation ähneln. Solche Schutzmechanismen unterläuft Ruth Schnell mit ihrer Arbeit "Virtual Terms". Sie konfrontiert den Besucher der Landesakademie mit Zeichen, die zu banal sind, um im ersten Moment als Kunstwerke erkennbar zu sein, und zu ungewöhnlich, um als bloße Orientierungszeichen angesehen zu werden. In Augenhöhe hängen drei etwa 30 cm hohe, rot leuchtende LED-Stäbe an den Wänden. Einer befindet sich an der Ecke der Portiersloge, die zwei anderen leuchten in selber Höhe an der gegenüberliegenden Mauer. Alle drei strahlen von einem Computer generierte, unsichtbare Wörter ab, die jedoch einem Betrachter, dessen Blick über die drei Stäbe schwenkt, durch einen Nachzieheffekt auf seiner Hornhaut plötzlich im Raum erscheinen können. Unvermutet erfährt er durch diese zufällige Kopfbewegung etwas aus der fremden Umgebung.
(Christian Zillner)