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Georgia Creimer :
Brut

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Beendet
Weikendorf, Okt 2014 – Apr 2015
Rathausplatz 1a, 2253 Weikendorf

Information

Eine alte Feuerwehrhalle wurde von Michael Kienzer zu einem Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst umfunktioniert. Von Kienzer eingeladene Künstler*innen realisieren im Innenraum jeweils für ein halbes Jahr temporäre Installationen, die durch ein großes Fenster auch von außen einsichtig sind. Dadurch wird das gesamte Gebäude zu einer Skulptur im öffentlichen Raum.

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Brut
Herkunft: mittelhochdeutsch bruot, zu brühen in dessen alter Bedeutung „erwärmen“)

Bedeutungen:
1- das Brüten; Ausbrüten von Eiern
2- (in Bezug auf verschiedene Tierarten) die aus einem Gelege geschlüpften Jungtiere
3- (salopp abwertend) Gesindel

Die ursprüngliche Inspiration für die Arbeit Brut war der Kunstraum Weikendorf selbst. In seiner von Michael Kienzer transformierten Funktion und Architektur kontrastiert dieses Gebäude
stark zu dessen Umgebung. Es wirkt für mich ein bisschen wie ein UFO, das durch sein prototypisches "Häuschenformat" versucht sich zu tarnen oder zumindest nicht aufzufallen. Die weiße Farbe der Fassade, das überdimensionierte Glasfenster und die im Inneren sichtbare White-Cube Architektur entlarven ihn jedoch als Fremdkörper.

Diesen Gedanken aufnehmend ist mit Brut ein Objekt entstanden, das diesen "außerirdischen" Charakter in seiner Rätselhaftigkeit noch verstärkt. Ein weißer Teller mit 245 cm Durchmesser, der zentral im fast antiseptisch weißen Raum platziert ist, präsentiert eine 160 cm hohe Pyramide aus 12 handgeformten, weißen, kugelförmigen Objekten. Von oben – aus einem Loch in der Decke des Raumes – bestrahlt rhythmisch pulsierendes Licht das Objekt, wodurch auch der ganze Raum im gleichen Rhythmus erhellt und verdunkelt wird.

Die Pyramide im Inneren korrespondiert mit der giebelförmigen Kunstraumfassade, die dadurch zu einer schützenden Umrahmung des Objektes wird. Beide, Pyramide und Dachgiebel, zeigen parallel mit ihrer Spitze nach oben. Es entsteht eine Analogie zwischen Kunst und Fremdsein. Aber auch zwischen Kunst und Opfergabe (Puja = aus dem Sanskrit, Verehrung oder Ehrerweisung). Durch den Titel und das von oben einfallende Licht könnte man die weißen Formen als Rieseneier identifizieren, die in einem Experimentierraum gewärmt und dadurch ausgebrütet werden. Etwas ist "am brüten", und die Vorstellung, dass etwas Unbekanntes jederzeit herausschlüpfen könnte, ist präsent.


Georgia Creimer

Die Ausstellung "brut" von Georgia Creimer im Kunstraum Weikendorf fand im Rahmen des partizipativen Projekts =pdf=194.01.ma,web_multiplechoice.pdf="Multiple_Choice" statt.