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Flora Neuwirth :
Clubblumenlodge No. 1

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Beendet
Loosdorf, 2011 – 2022

Information

Auf dem Platz zwischen dem Kulturhaus Winkelau, dem angrenzenden Campingplatz und dem Theater- und Veranstaltungssaal stößt man seit dem Herbst 2011 auf Flora Neuwirths "clubblumenLodge No. 1". Es ist eine kleine Multifunktionsarchitektur, benannt nach dem von der Künstlerin gegründeten Wiener Kunstverein clubblumen, der von seiner Betreiberin als "Raum für aktuelle Kunst, Musik, Essen, Trinken, Kommunikation ..." deklariert wird.

Auf dem Platz zwischen dem Kulturhaus Winkelau, dem angrenzenden Campingplatz und dem Theater- und Veranstaltungssaal stößt man seit dem Herbst 2011 auf Flora Neuwirths "clubblumenLodge No. 1". Es ist eine kleine Multifunktionsarchitektur, benannt nach dem von der Künstlerin gegründeten Wiener Kunstverein clubblumen, der von seiner Betreiberin als "Raum für aktuelle Kunst, Musik, Essen, Trinken, Kommunikation ..." deklariert wird. Genau aus diesem Handlungs- und Themenraum, dem Verbinden von Alltag und Kultur auf mehreren Ebenen, ist die Idee für den aus Holz gefertigten modularen Pavillon "clubblumenLodge No. 1" entstanden. Der Pavillon ist ein Bauwerk, bei dem die Bereiche Kunst und sozialer Alltag ineinandergreifen. Wenn man die Arbeit von Flora Neuwirth kennt, ahnt man, dass "No. 1" nicht als ein "Best-of", sondern numerisch zu verstehen ist. Die Nummer eins steht hier für den Anfang, für die Möglichkeit einer seriellen Fertigung. Das heißt auch, dass man den Pavillon dort aufstellen kann, wo man ihn braucht. Die äußeren Wandelemente können unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechend variiert werden. Sie lassen sich an drei Seiten teils aufschwenken, teils aufschieben. Der Pavillon ist verschließbar und hat einen Stauraum. So können BesucherInnen hier ein wenig rasten oder sogar übernachten. Sie können kleine Konzerte veranstalten oder Theaterstücke aufführen. Durch eine Stufe im Boden ergibt sich eine Art Podest, das als Schlafstätte, Sitzgelegenheit oder als Bühne dienen kann. Auf einer Website bietet die Künstlerin an: "Mieten/Übernachten von April bis Oktober, Sanitäreinrichtung und Gasthaus sind in unmittelbarer Nähe, Ausstattung: Futon, Klapptisch und -stühle, Kochmöglichkeit und Espressomaschine." Es ist ein flexibles, für möglichst viele Menschen nutzbares System, jedoch für jeden den persönlichen Vorstellungen entsprechend auslegbar.

Man kann hier also von einer funktionalen Skulptur sprechen, wie sie Scott Burton oder Siah Armajani ab den späten 1960er-Jahren in den öffentlichen Raum eingeführt haben. Durch die Benutzbarkeit werden Handlungs(spiel)räume eröffnet, über die das Kunstwerk vom Publikum rezipiert werden kann. Flora Neuwirth geht hier jedoch noch einen Schritt weiter. Sie wägt nicht die soziale Frage mit der ästhetischen ab, sondern lässt sie nebeneinanderstehen und ruft zum aktiven Gestalten auf. Wie in vielen ihrer Arbeiten wendet sie bei "clubblumenLodge No. 1" ein spezielles Farbsystem an. Die vier Wand- bzw. Türelemente sind jeweils in einer der vier genormten Grundfarben des modernen Druckverfahrens – Cyan, Magenta, Yellow, Key – gestrichen. Flora Neuwirth liebt es, bei ihren Objekten Elemente der Gebrauchsgrafik mit Codes aus der bildenden Kunst zu mischen und damit – einer Idee der sozialen Utopie verpflichtet – sogenannte Hoch- und Alltagskultur miteinander zu verbinden, um die Trennung zwischen Kunst und Nichtkunst aufzuheben. Und um gleich eine der Nutzungsmöglichkeiten zu demonstrieren, spielte zur Einweihung an einem regnerischen Nachmittag im Herbst die Gruppe ALBERS live in der weit geöffneten "clubblumenLodge No. 1".
(Cornelia Offergeld)