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Werner Reiterer :
Gebäudeuntergrabung

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St. Pölten, 1997

Information

Die "Gebäudeuntergrabung" ist eine konzeptuell subversive Intervention. Mit dem partiellen Freilegen der Fundamente und dem Schaffen der Möglichkeit, dies ästhetisch und physisch zu erleben, legt Werner Reiterer das perfektionistisch standardisierte Erscheinungsbild von Architektur bloß.


Im Projekt für die Landesberufsschule in St. Pölten fokussiert die Kunst das Fundament der Architektur. Durch den Akt des Freilegens wird es dem Betrachter möglich, in ein neues räumliches Verhältnis zum Bau einzutreten, einen neuen Blickpunkt auf Architektur einzunehmen. Als Reaktion auf einen spezifischen Ort werden Sprachformen eingesetzt, die veränderte Rezeptionsbedingungen schaffen wollen. Für Werner Reiterer ist es eine weitere Gelegenheit, auf eine der sichtbaren, objekthaften Formen unseres Lebensraumes Bezug zu nehmen. Mit dem partiellen Freilegen der Fundamente und dem Schaffen der Möglichkeit, dies ästhetisch und - durch das Unterwandern - physisch zu erleben, legt er auch das perfektionistisch standardisierte Erscheinungsbild von Architektur bloß. Der Rekurs auf die Codierungen des Bauwerks schafft einerseits theoriebezogene, andererseits erlebnisorientierte Konnotationen. Die auf den Lebenszusammenhang erweiterten künstlerischen Parameter erfordern ein radikal verändertes Vokabular, das aus der jeweiligen Situation ausgebildet wird. Anstelle der Invention vor dem Hintergrund gebräuchlicher, real-ästhetischer Determinanten steht die Intervention. Sie ist in ihrer Minimalität im Verhältnis zum gesamten Bauvolumen imstande, begriffliche und wahrnehmungsspezifische Wertigkeiten umzukehren: Das künstlerische Segment destabilisiert die Architektur in ihrer kategorialen Bestimmung und läßt sie nun auch als skulpturales Gebilde im Ganzen begreifen.
(Werner Fenz)