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Erste Runde

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Beendet
Etsdorf-Haitzendorf, Jul 2000 – Okt 2000

Information

Der Kunstverein Etsdorf "Kultur und Wirtschaft" startete in Zusammenarbeit mit nö kultur Kunst im öffentlichen Raum eine Projektreihe, die sich mit der spezifischen Situation der aus neun Ortschaften bestehenden Großgemeinde Etsdorf-Haitzendorf auseinandersetzte. Das Konzept sah vor, dass die eingeladenen KünstlerInnen flächendeckend die Möglichkeit hatten, auf die verschiedenen Orte innerhalb dieser Großgemeinde als historisches, soziales oder anderwertig bestimmtes Gefüge zu reagieren. Auf die Vielschichtigkeit der örtlichen Strukturen ließen sich die KünstlerInnen auf unterschiedliche Weise ein, wobei die Herausforderung für sie in der Situation lag, die Arbeiten in einem anderen Kontext vorzufinden bzw. ausgesetzt zu sehen, als in einem eindeutig definierten Kunstraum (Daschner, Jermolaewa, Gangl). Manche der Arbeiten konnten wiederum nur aus der spezifischen Situation entstehen (Theuretzbacher, Deutschbauer, Baumüller/Hofmann). Die KünstlerInnen haben Herangehensweisen und Formen der Umsetzung gefunden, die fast das gesamte Spektrum dessen zeigten, was heute als avancierte Kunststrategie im öffentlichen Raum angesehen wird.

Mitwirkende

Kuration

Beiträge

Patrick Baumüller, Severin Hofmann

"Sommerloch 2000"

Patrick Baumüller und Severin Hofmann schufen exemplarische, modellhafte Situationen, mit der sie sich dem Alltag näherten. So sehr ihr Ansatz in einem Realen lag, das so spektakulär wie banal ist, ging der erste Sensationsblick - wie hier der auf einen fingierten Autounfall in einer Schießstätte aus der NS-Zeit - in verschiedene Anknüpfungspunkte auf, die sich als Bestandteile und Denkmodelle des "schnellen Blicks" dekonstruieren ließen.

A/B

Ohne Titel

Das Projekt der Künstlergruppe A/B konnte durch eine Urheberrechtsfrage bedingt nicht realisiert werden und blieb Fragment (Dorfmuseum Etsdorf).

Katrina Daschner

Ohne Titel

Katrina Daschner inszenierte in ihren komplexen Bildkompositionen Erzählungen, die über das Thema des Rollenspiels und der Gechlechteridentifikation hinausreichten. Sie imaginierte eine Welt voll Schönheit und Irritation, die auch beklemmende Assoziationen an Verbrechen und sexuelle Übergriffe hervorriefen. In den Rollenbildern zeigte die Künstlerin die Konstruktion von Identitäten und kulturellen Zuschreibungen. Katrina Daschner suchte lustvoll nach Grenzen, nach dem Ort des Mangels, um sich wiederholt als Subjekt zu erschaffen.

Julius Deutschbauer

"Bibliothek der ungelesenen Bücher"

In seinen Plakatarbeiten stellte sich Julius Deutschbauer selbst in verschiedenen Rollen dar. Er bezog sich oft auf ein kulturelles oder politisches Ereignis, dem er in Verkleidung mit einer speziellen Pathetik des Verweisens begegnete. In Etsdorf fragte er im Ort als Gendarm nach Sinnsprüchen, nach alltäglichen Lebensweisheiten, die er wie eine volkskundliche Sammlung in seine Plakate einklebte und sie so wieder über den Ort verteilte.
Im Rahmen seiner "Bibliothek der ungelesenen Bücher" fand ein "Lesen und Handarbeiten im Zirkel" am 30.9. im Weinkeller Franz Wittmann statt.

Sonja Gangl

"Rebeka"

Zwischen Kunstbetrieb und Wirtschaft inszenierte Sonja Gangl ihren fiktiven Konzern "Rebeka": ein bis in kleine Details ausgearbeitetes System, das Inszenierungsmechanismen und Funktionsweisen aus der Wirtschaft analysierte und nachstellte. Das Headquarter mit seinen wechselnden Standorten, nunmehr in Etsdorf, zeigte die Geschwindigkeit und die Austauschbarkeit der Produktionskräfte in neo-liberalen Wirtschaftsstrukturen. In einer alles umfassenden Corporate Identity stellte Rebeka ihren Konzern in einem Billboard sowie in einer Broschüre vor und warb mit Brownies aus der Bäckerei Braun.

Anna Jermolaewa

Ohne Titel

Anna Jermolaewa benutzte mechanisch zu betätigende Spielobjekte für ihre Fotos und Videos. Was auf den ersten Blick als witzig, beiläufig oder bekannt erschien und unterschwellig Ost-West-Klischees transportierte, hatte durch die eindeutige Setzung des Kunstwerkes doch eine präzise Aussage. In Engabrunn platzierte sie ein Bild zwischen Kirche und Kindergarten, in Walkersdorf eine Hundehütte mit Video an den Ortsanfang. Die vermeintliche Leichtigkeit der Dinge kippte durch den Ausschnitt in fast beängstigende Nahsicht, der anfängliche Witze erstarrte und verlor sich in der gegenteiligen Bedeutung.

Engelbert Theuretzbacher

"Familienalbum aus dem Umfeld Stalag 17B"

In Zusammenarbeit mit einigen Schülern aus dem Polytechnischen Lehrgang der HS Esdorf hatte Engelbert Theuretzbacher anhand von Familienfotos und Texten der Schüler eine dokumentarische Arbeit zur NS-Zeit begonnen. Diese Recherchen lenkten ein gemeinsames Interesse schließlich auf das Straflager Stalag 17B, dessen gegenwärtiges Erscheinungsbild gemeinsam mit der Problematik einer langjährigen Tabuisierung Thema des Videos war, zu dem verschiedene Zeitzeugen befragt wurden.

Bilder (1)